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Vom blauen Fisch, Unterwasser-Ballons und warum es wichtig ist, Emotionen nicht zu unterdrücken...

«Sie ist ein blauer Fisch.», so beschrieb mir eine Klientin im Rahmen einer Hypnosesitzung auf meine Nachfrage hin ihre Trauer, die sie bereits ihr halbes Leben lang begleitet und die vor einem Jahr in einer schweren Depression geendet hatte.

«Was braucht sie von dir?» - «Sie möchte getröstet werden. Sie möchte, dass ich ihr zuhöre. Aber da ist so viel Trauer. Ich habe Angst, dass wenn ich ihr zu lange und zu oft zuhöre, es wieder so wird wie damals. Ich möchte das nicht mehr - nie mehr!»


Emotionen, die einem so sehr einnehmen, dass sie einen lähmen und ausser Gefecht setzen. - Eine Angst, die wohl jeder nachvollziehen kann und die ich nicht nur im Rahmen meiner Tätigkeit als Therapeutin öfter zu hören bekomme. Dazu kann ich nur sagen: Gefühle möchten gefühlt werden. Wenn sie nicht angehört werden, werden sie lauter. Wenn sie nicht den Raum erhalten, sich nicht zeigen und entfalten dürfen, werden sie sich den Raum nehmen. Früher oder später.

Du kannst dir das vorstellen, wie mit einem mit Luft gefüllten Ballon. Hast du schon mal versucht einen solchen unter Wasser zu drücken und ihn unter der Oberfläche zu halten? Falls nicht, probiere es gerne aus. Ich kann dir versichern: Es ist ein enormer Kraftakt und du wirst es vielleicht eine Weile schaffen aber irgendwann fehlt dir die nötige Energie dazu. Er ploppt auf und fliegt dir um die Ohren, so wie die unterdrückte Trauer meiner Klientin sie irgendwann eingenommen und sich in einer Depression manifestiert hat.


«Hast du ihr denn jemals aufmerksam zugehört? Hast du ihr je bewusst Raum gelassen?» - «Nein.» Es hat mich sehr berührt, wie offen meine Klientin ihrer Angst-Emotion nach dieser Erkenntnis begegnet ist. Und noch mehr, dass sie «live und in Farbe» gespürt hat, dass die Trauer (wir haben das im Rahmen der Sitzung skaliert) nach diesem Erlebnis nicht mehr, sondern weniger geworden ist. Wie gesagt, Gefühle wollen gefühlt werden. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.




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